Johann Christoph Gottsched (1700-1766)
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“Man darf im Übrigen Gottsched auch das zum Ruhme nachsagen, daß er mit keinem der Franzosen, die sich in der Umgebung Friedrichs befanden, in Beziehung trat; obwohl er sich dadurch den König ohne Zweifel schon frühzeitig zum Freunde gemacht hätte. Der Marquis d’Argens ließ ihn zwar 1747, den 15. Dezember, durch Gumpertz mitteilen, daß er durch des deutschen Meisters Schriften “von seiner Geringschätzung der deutschen Literatur geheilt worden” wäre und “den Wunsch hegte” mit ihm “in Briefwechsel zu treten” - aber Gottsched ging schweigend über das Anerbieten hinweg. Auch die “Versicherung”, daß es dem Herrn Marquis “eine rechte Freude ist, mit Deutschen Gelehrten zu leben”, daß er “vor allem aber mit E. H. und Dero gelehrten Gattin in bester Freundschaft” stehen möchte (Gumpertz 1748, den 9. Okt.), übte keine Wirkung aus. Maupertuis stand er ebenfalls ablehnend gegenüber u.s.w. Als sich die Bekanntschaft mit Voltaire anknüpfte, war dessen Bruch mit Potsdam bereits vollzogen” (Eugen Reichel:: Gottsched, Berlin 1912, Bd. 2, S. 796).
Auf das ihm im Mai 1739 vorgetragene Anliegen seines Schülers Johann Friedrich Kopp, ihn bei der Publikation seiner Übersetzung der Lettres juives zu unterstützen, scheint Gottsched nicht eingegangen zu sein. Dem Gelehrten selbst (und dessen Frau) verdankt sich jedoch die deutsche Übersetzung von d’Argens' Lieblingsbuch, des Dictionnaire philosophique von Pierre Bayle. Im Katalog von Gottscheds Bibliothek (Catalogus bibliothecae quam Jo. Ch. Gottschedius ... reliquit, Lipsiae o.J.) finden sich neben den von Gottsched übersetzten Schriften Bayles, Fontenelles, Helvétius und anderer einschlägiger aufgeklärter Literatur (Lamettries Philosophische Gedanken über die Glückseligkeit, Diderots Pensées sur l’interprétation de la nature, Werke von Grimm, Voltaire, Rousseau, Shaftesbury etc.) sowie den von Gottscheds Frau aus dem Französischen übersetzten Schriften (u.a. die Geschichte der Franz. Akademie in 11 Bänden und etliche weitere Bände Akademieschriften) auch d’Argens’ Ocellus Lucanus (Nr. 52).
In Gottscheds Zeitschrift Neuer Büchersaal der schönen Wissenschaften und freyen Künste (Leipzig: Breitkopf 1.1745-10.1750) wurden im Novemberheft 1746 d’Argens’ Songes philosophiques besprochen.
In seiner Histoire de l’esprit humain (Bd. XI, Berlin: Haude und Spener, 1767, S. 293-294) kommt d’Argens auf Gottsched und die Gottschedin zu sprechen: "La spirituelle Madame Gottsched a enrichi le théâtre Allemand de plusieurs bonnes comédies. Cette dame illustre, également respectable par ses talens et sa vertu, est morte depuis quelques années à Leipsig, où Mr. son époux, si célèbre dans la littérature allemande, étoit Professeur : il est mort aussi il y a peu de temps. Le seul défaut qu’on peut reprocher à Mad. Gottsched c’étoit une espèce de haine contre les auteurs françois, qu’elle n’avoit jamais pu surmonter entierement. Je ne doute pas qu’elle ne sentît le tort qu’elle avoit : mais le préjugé et la coutume chez elle l’emportoient sur la réflexion."
Grimm spricht in einem Brief aus Regensburg an Gottsched vom 28. März 1748 von seiner "Nachahmung des Marquis d'Argens": "Pour ce qui est de mon imitation du marquis d'Argens, je ne sais point | du tout que faire, puisque Votre Magnificence révoque ses premiers ordres" (Correspondance privée de Frédéric Melchior de Grimm, éd. Schlobach et Otto, Genève 2009, p. 45-46).
Zum Treffen Gottscheds mit Friedrich II vgl. die anonyme Darstellung in den Tischreden des Weltweisen von Sans-Souci, o. O. und o. V. 1761, S. 41-47. |