Sanssouci
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Johann Georg Krünitz trägt im 1791 erschienenen 55. Band seiner Enzyklopädie im Artikel "Kummerfrey" (S. 33-35) Materialien zur Entstehungsgeschichte des im Mai 1747 eingeweihten Schlosses zusammen, das Friedrich der Große bis zu seinem Tode 1786 jedes Jahr - ausgenommen die Zeit des Siebenjährigen Krieges, während der d'Argens und seine Frau sich vorübergehend dort niedegelassen hatten - von April bis Oktober bewohnte:
"Kummerfrey - eine Benennung, die der Graf v. Manteufel einem kleinen Lust-Hause in Pommern gegeben hatte, worin ihn, wie Hr. g. R. Formey, im 1 Th. seiner Souvenirs d' un Citoyen (à Berl. 1789, 8.) behauptet, der König Friedrich II. bey Benennung seines Lust-Schlosses in Potsdam, Sans-Souci, nachgeahmet haben soll.
Recht wahrscheinlich ist diese Herleitung nicht; denn nachzuahmen war Friedrich' s Sache von seiner ersten Jugend an gewiß nicht. Vielmehr wäre es beynahe für ihn genug gewesen, etwas nicht zu thun, weil es schon ein Anderer gethan hatte.
Den Ursprung der Benennung von SansSouci gibt Hr. Nicolai, im 2 Heft der Anekdoten von K. Friedrich II. von Preussen etc. (Berl. und Stett. 1789, 8.) S. 203, nach der Erzählung des Marquis d'Argens, anders an. Nähmlich: auf dem offenen Platze, gerade dem Fenster Seines Studier-Zimmers gegenüber, vor einer halben Rundung, ließ Er schon im J. 1744, gleich als die Terrassen angelegt wurden, und ehe noch der Grund des Schlosses gelegt war, in der Stille eine Gruft graben, das Gewöbe mit Marmor bekleiden, und auf demselben nachher eine liegende Bild Säule der Flora setzen. Der König wollte in diese Gruft begraben werden. Er sagte es dem Marquis d'Argens mehrmahls, und d'Argens bat sich aus, selbst unter der schönen marmornen Vase von Ebenhecht, im Garten von Sans-Souci sein Grab zu finden. Der König versprach es ihm, und würde es gewiß gehalten haben, wenn d'Argens in Potsdam gestorben wäre. Diese Gruft nun, deren Existenz nur wenige Personen wußten, war wahrscheinlich die eigentliche Veranlassung, diesem Orte die Benennung Sans-Souci zu geben. Der König gab diese Benennung dem Hause noch nicht, als es gebauet wurde; Er nannte es Sein Lust-Haus, Sein Weinbergs-Lusthaus. Als Er, noch im Anfange der Erbauung des Schlosses, einst mit d' Argens auf diesem Platze spazierte, sagte Er zu ihm: Da Er den Entschluß gefaßt hätte, auf diesem angenehmen Flecke sich einen Sommer-Aufenthalt zu bauen, so sey auch gleich Seine Idee gewesen, Sein Grab daselbst einzurichten. Quand je serai là, sagte Er, indem Er auf die verborgene Gruft zeigte, je serai Sans souci! Nicht also so sehr auf das Schloß und den Garten, ging die so berühmt gewordene Benennung Sans-souci. Ob der König gleich an die Facciate des Hauses diese Worte setzen ließ, so wußte Er doch allzuwohl, daß Ihm auch dahin die wichtigen Sorgen der Regierung und der Kummer über manche öffentliche und häusliche Widerwärtigkeiten folgen würden. Auf die Gruft spielte diese Benennung an, welche dieser große Mann sich von jedermann unbemerkt im Angesichte des Zimmers, wo Er seine beste Zeit zubrachte, bereiten ließ, und in welcher Er einst nach aller Arbeit zu ruhen gedachte. Um die Idee, von welcher dieser ausserordentliche Mann, der sich den Tod als einen Zustand dachte, wo weiter keine Sorgen oder Kummer empfunden werden, bey dieser geheimen Anspielung ausging, in ihrer ganzen Stärke zu empfinden, muß man sich seiner lukrezischen Meinung über den Tod erinnern, die Er unter andern in Seiner Epitre a Keith, so deutlich ausgedrückt hat. Er sagt darin:
Ne voyons dans la mort, qu' un tranquille sommeil,
A l' abri des malheurs, sans songe, sans reveil.
Helas! tout est égal; pour notre cendre éteinte
Il n' est aucun objet, ni d' espoir ni de crainte. S. Poesies diverses. Ed. de Berlin. gr. 4. S. 304. Nach dem Lukrez, von dessen drittem Buche dieser Brief eine Nachahmung ist:'
Tu quidem vt es letho sopitus, sie etis aeui
Quod superost, cunctis privatu' doloribus aegris.' Lucr. de rer. nat. L. III. v. 917". |