Julien Offray de LaMettrie (1709-1751)
Gemälde von Antoine Pesne.
Bildquelle: Die Werke Friedrichs des Großen in deutscher Übersetzung. Achter Band. Berlin: Hobbing, 1913, neben S. 216.*
Das Verhältnis zwischen dem materialistischen Philosophen LaMettrie und d’Argens ist eingehend von Carolin Fischer und Ursula Pia Jauch untersucht worden. Dem denkerischen Radikalismus des bretonischen Diogenes war der provenzalische Epikur offenbar nicht gewachsen. Dass d’Argens LaMettrie in späteren Jahren "fallen lassen musste", wie er Friedrich II. schreibt, begründet er damit, dass LaMettries Schriften zu viele Angriffspunkte für die heftigen Attacken der Philosophen-Feinde geboten hätten. Diese fänden in LaMettries Werk einen Vorwand, gegen die aufgeklärte Literatur in ihrer ganzen Breite zu Felde zu ziehen. Als besonderer Auslöser fungierte dabei die anonyme anti-philosophische Schrift L’Anti-Sans-Souci ou la folie des nouveaux philosophes (Bouillon 1761). Seine ‚Abrechnung’ mit LaMettrie lieferte d’Argens in den Anmerkungen zu seinem Ocellus Lucanus. Noch in seinem letzten Werk polemisierte d’Argens in ungewöhnlicher Härte gegen den "médecin qui osa [...] prendre le nom de philosophe" und dessen "ouvrages également criminels et insensés" (Histoire de l’esprit humain, Bd. XII, Berlin: Haude et Spener, S. 300). Neben der Unvereinbarkeit theoretischer Positionen mag hierbei auch eine gewisse Konkurrenz zwischen den ‚philosophischen Hofschranzen’ eine Rolle gespielt haben: LaMettries Lobrede vor der Akademie hatte siebzehn Jahre zuvor noch Friedrich II. selbst entworfen; als d’Argens sich in aller Schärfe gegen den Autor des Homme machine (der ihm in England sogar zugeschrieben wurde) wendet, beginnt sein Verhältnis zum Preußenkönig sich bereits zu trüben.
*Cf. Gérard Rudolph: Iconographie de La Mettrie (1709-1751). A propos de la découverte d'un portrait inconnu du médecin et philosophe breton. In: 91e Congrès des Sociétés Savantes, Rennes 1966, Tome 1, p. 170-179.
Friedrich II. von Preußen: Eloge de La Mettrie
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