Benjamin Panchaud (1725-1757)
Titelblatt der von Panchaud im Alter von 18 Jahren veröffentlichten Entretiens ou, Leçons mathematiques sur la maniere d'étudier cette science
Bildquelle: Google Books
Der 1725 in Echallens im heutigen Schweizer Kanton Waadt als Sohn eines Predigers geborene Benjamin Panchaud nahm nach dem Mathematik- und Philosophiestudium in Lausanne zunächst eine Hofmeisterstelle in Den Haag an und ging dann nach Paris. Ende 1751 musste er, angeblich wegen zu freier Meinungsäußerung, Frankreich verlassen und tauchte gegen Ende des Jahres vollkommen abgerissen und mit über vier Jahre alten Empfehlungsschreiben, (u. a. von Chais, in Berlin auf, wo Formey auf ihn aufmerksam wurde und sich seiner annahm. Nahezu alle Informationen, die man heute über Panchaud hat, stammen aus einem Bericht, den Formey nach Panchauds Tod in den 21. Band der von ihm hrsg. Nouvelle Bibliothèque Germanique (S. 316-337) eingerückt hat, und der 1759 nahezu identisch in deutscher Sprache in Das neue gelehrte Europa (14. Teil, S. 379-395) abgedruckt wurde. Formey nahm Panchaud zunächst als Lehrer für seine beiden damals vier und fünf Jahre alten Töcher zu sich ins Haus. Nachdem er von Chais und dem ebenfalls in Den Haag ansässigen Buchhändler Neaulme vorteilhafte Nachrichten über den jungen Schweizer erhalten hatte, ebnete er ihn den Weg zur Veröffentlichung einiger seiner philosophischen Theoreme in Berliner Journalen (Januar 1755) und vermittelte ihm, da er außerordentlich gut im Griechischen war, eine Hauslehrerstelle bei d'Argens. "Der Herr Marquis d'Argens nahm ihn zu sich in sein Haus, um seine Frau Gemahlin in dieser Sprache fester zu setzen. In diesem Stande genoss er allerlei Annehmlichkeiten, und er verdiente solche durch eine Aufführung, wodurch er sich die Zuneigung des Herrn Marquisen erwarb" (S. 389). Panchaud blieb drei Jahre bei d'Argens und dessen Frau, besuchte weiterhin regelmäßig Formey und bildete sich im Griechischen fort. Im März 1757 erkrankte er an Kinderpocken, denen er am 14. April 1757 erlag. Seine wenigen Habseligkeiten vermachte er "einem ehrlichen Handwerker, bey welchem er wohnte."
Von den zahlreichen Schweizer Intellektuellen, die zur Regierungszeit Friedrichs II. Berlin bevölkerten, ist Panchaud wohl derjenige, über den man am wenigsten weiß. Formeys Bild eines schlaksigen, unbeholfen wirkenden, stark kurzsichtigen, stillen und Mitleid erregenden 'Nerd' lässt wünschen, dass neue Funde eine vollständigere Biographie des Mannes ermöglichen, der in Potsdam "beynahe drey Jahre bey dem Herrn Marquis d'Argens ohngefähr wie ein Hausthier" gelebt haben soll.
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