Anna Luise Karsch, genannt die Karschin (1722-1791)
Bildquelle: Ölgemälde von
Karl Christian Kehrer aus dem Jahr 1791
(Gleimhaus Halberstadt - http://de.wikipedia.org/wiki/Karschin).
D'Argens hatte die aus einfachen Verhältnissen stammende Dichterin, die er später nur en passant in der Histoire de l'esprit humain erwähnt, gemeinsam mit Catt am Nachmittag des 11. August 1763 im Marmorsaal von Sanssouci Friedrich dem Großen vorgestellt. Die Karschin berichtet darüber in einem Brief an Gleim (Berlin, den 15. August 1763): "Die fünfte Nachmittagsstunde des 11. August also war diejenige, in der ich zum Marquis d'Argens gerufen ward. Er und Herr von Katt, Vorleser des Königs, stellten mich vor. Ich stand im großen Marmorsaal, aus welchem vor etlichen Tagen die Prinzessinnen in den Vorhof tanzten, zehntausend Lampen erhellten den Saal! Hier stand ich und erwartete den Monarchen, den großen, welchen ganz Europa, welchen Indien kennen will. Das Herz klopfte mir in zwölf gewaltigen Schlägen hoch empor, doch gewann ich soviel Zeit, daß ich meine Lebensgeister, ehe der König die Tür aufmachte, noch ganz gut in Ordnung bringen konnte. Nun aber trat er herein! ..." (Vgl. die digitale Ausgabe des Briefwechsels der Karschin unter http://www.fh-augsburg.de/~harsch/germanica/Chronologie/18Jh/Karsch/kar_bgle.html).
Wenige Wochen später schreibt Moses Mendelssohn seinem Basler Freund Isaak Iselin aus Berlin: "Die mit einem solchen Geschrei vorhergepriesenen Gedichte der Karschin sind endlich erschienen, und werden wahrscheinlicherweise das Schicksall aller sehnlichst erwarteter Werke haben, d.i. sie werden viel weniger gefallen als wenn dem Publiko, mich so niedrig auszudrücken, das Maul nicht so wässerig gemacht worden wäre. Man merkt schon, daß die Anpreiser nicht mehr so laut posaunen, und die Bezahler sind höchst unzufrieden. Man hat ihnen eine Dichterin zu zeigen versprochen, die alle alten und neueren Dichter übertrifft. Quid tanto hiatu usw." (Gesammelte Schriften Bd. 12.1, Stuttgart 1976, S. 23).
>>> La Gazette littéraire de l'Europe (T. 2, 1764, p. 369-380) sur les Poésies choisis d'Anne Louise Karsch
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