Ernst Ahasverus Heinrich von Lehndorff (1727-1811)
Radierung (um 1769) Original u. Repro: Sächs. StAL, Nachlass Lehndorff (84), Akte 524 /
Bildquelle: http://www.diegeschichteberlins.de/geschichte/
elisabeth_christines_kammerherr.shtml
Der 1727 geborene Lehndorff war 1746 nach Berlin gekommen und hier zunächst zum Legationsrat und dann zum Kammerherrn der Königin ernannt worden. Er verließ den Hofdienst 1775 und starb 1811. Seine ursprünglich in französischer Sprache wohl au jour le jour notierten, aber bei späterer Lektüre 1785 z.T. noch einmal überarbeiteten Erinnerungen wurden 1907 von Karl Eduard Schmidt-Lötzen unter dem Titel Dreißig Jahre am Hofe Friedrichs des Großen bei Perthes in Gotha herausgegeben (1910 und 1913 erschienen ebenda noch zwei Nachtragsbände).
Über d’Argens, zu dem er regelmäßig Kontakt unterhielt, berichtet er erstmals unter dem Datum 15. Januar 1753: “Ich besuche den Marquis d’Argens, den Verfasser der jüdischen und kabbalistischen Briefe. Seine schlechte Führung hat aus ihm einen Gelehrten gemacht. Ungehorsam gegen seinen Vater, verläßt er den Militärdienst, heiratet eine Tänzerin, die er wieder verstößt, um eine Schauspielerin zu ehelichen, und gerät dermaßen in zerrüttete Verhältnisse, daß ihm keine andere Zuflucht bleibt, als seine Talente zu verwerten. Am Stuttgarter Hof bei der Herzogin-Mutter findet er viel Beifall. Dann kommt er an unseren Hof, wo er sich in einer ganz verschiedenen und dermaßen unangenehmen Lage findet, daß er den Hof verläßt und sich nach Monaco zurückzieht. Aber die Not läßt ihn sehr schnell zurückkehren, und er ist erfreut, daß unser König ihn gern wieder aufnehmen will. Er wird nie zu den ersten Gelehrten gehören, aber Wissen kann man ihm nicht abstreiten; ein gutes Gedächtnis hat ihm diesen Ruf erworben, und seit einiger Zeit findet er die Mittel, den König zu unterhalten.”
Karl Eduard Schmidt-Lötzen, Hrsg., Dreissig Jahre am Hof Friedrichs des Großen aus den Tagebüchern des Reichsgrafen Ernst Ahasverus Heinrich von Lehndorff, Kammerherrn der Königin Elisabeth Christine von Preussen, Gotha 1907, S. 39-40.
Auszüge bei Reinhold Koser: Vom Berliner Hofe um 1750. In: Hohenzollernjahrbuch 7 (1903), S. 1-37.
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