Christian Tobias Damm (1699-1778)
Bildquelle: Kupferstich von Johann David Schleuen (1765).
D'Argens verwendete sich 1763 bei Friedrich II. für die Druckerlaubnis einer kommentierten Neuübersetzung des Neuen Testaments durch den als Deist und Socianer verschrieenen Philologen Christian Tobias Damm. Die Idee zu einer vollständigen Neuübersetzung des Neuen Testaments hatte Damm bereits 1758 gefaßt. Sein Werk erschien 1764-1765 in drei Quartbänden und erregte, Nicolais Worten zufolge, "ein erstaunliches Aufsehen in ganz Deutschland" (Sämtliche Werke Bd. 6 [1995], S. 95). Der ehemalige Rektor des Köllnischen Gymnasiums zu Berlin und Lehrer Winckelmanns pflegte enge Kontakte zu Nicolai und Mendelssohn, mit denen er sich zweimal wöchentlich traf, um griechische Texte im Original zu studieren. Winckelmanns Biograph Justi schreibt über seine Bibel-Übersetzung: "Bei der Erscheinung seiner Übersetzung des Neuen Testaments (1764), die er jahrelang vorbereitet hatte, erhob sich der Vorwurf des Sozianismus; und nachdem er einmal in diese Fragen hineingezogen worden war, sah er sich bald bei dem nackten Deismus angelangt. Er verteidigte sich in einer Schrift vom historischen Glauben (1772 f), aber indem er alle Wunder leugnete und die biblische Geschichte aus der poetischen und allegorischen Darstellungsweise des Morgenlandes und der Vorzeit erklärte. Es ist Zeit, rief er, der heilsamen Wahrheit die äußere Hülle abzuziehen. So wurde sein Lebensabend durch Sorgen und Anfeindungen verdüstert. Auch seine Schule verfiel gänzlich. Als er einst über den | Schlossplatz ging, trat ein Mensch auf ihn zu mit den Worten: ,Bist du der Bösewicht, der uns den Herrn Christus rauben will? Verflucht seist du. Verflucht sei dein Ausgang und Eingang!' Und er spie aus vor ihm. Damm antwortete: ,Gott vergebe es ihm, dass er flucht. Christus sagt: Segnet die euch fluchen.' Und er ging unter den Verwünschungen des ihm nachfolgenden Pöbels nach Hause. Er starb achtzig Jahre alt im Jahre 1778" (Carl Justi: Winckelmann und seine Zeitgenossen, Bd. 1, 5. Aufl., Köln 1956, S. 47).
>>> La Gazette littéraire de l'Europe (T. 2, 1764, p. 17-27) sur le Novum lexikon graecum etymologicum et reale de Chrétien Tobie Damm
|