Johann-Joachim Winckelmann (1717-1768)
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Winckelmann, der d’Argens nie persönlich kennen lernte, äußert sich im Zusammenhang mit der Schrift seines Amtsvorgängers Ridolfino Venuti (1705-1763) Risposta alle Reflessioni critiche sopra le differenti scuole di pittura del Sig. Marchese d'Argens aus dem Jahr 1755 zu d’Argens: „ Des Abbé Venuti Widerlegung des Marquis d’Argens ist ein elender Wisch. Hier in Rom aber wird viel daraus gemacht. So groß ist hier die Unwissenheit. Für die welschen Scribenten haben wir Ultramontaner uns nicht zu fürchten“, schreibt damals Winckelmann in einem Brief an Hagedorn (3. April 1756 [Briefe I 218 N 138]).
Zuvor hatte Winckelmann sich bereits an anderer Stelle zu den beiden Schriften, der Risposta Venutis und d’Argens Réflexions critiques sur les différentes écoles de peinture aus dem Jahr 1752, geäußert: „Diese ist nichts nutz und jene taugt ebenso wenig“ (Briefe I 216 N 136 [zitiert nach H. Sichtermann: Winckelmann in Italien, in: Johann Joachim Winckelmann 1717-1768, hrsg. von Thomas W. Geathgens, Hamburg 1986, S. 136]).
Als d’Argens’ Freund Sulzer sich Anfang 1763 bemühte, Winckelmann eine Stelle in Berlin zu besorgen, erklärt dieser „so müsse die erste Sache in Berlin sein, den Marquis d’Argens für einen unwissenden Esel aufs höflichste zu erklären; solche Leute seien ein Schandfleck aller gelehrten Gesellschaften (20. Februar 1763, zitiert nach Carl Justi: Winckelmann und seine Zeitgenossen, Bd. 3, Köln 1956, S. 343). Justi berichtet interessanter Weise auch (Bd. 1 S. 129-136), dass für den jungen Winckelmann (wie für d’Argens!) das Leseerlebnis schlechthin Bayle war, den er gleichsam auswendig zu lernen versuchte und von dem er (wie d’Argens, der junge Albrecht von Haller und etliche andere Frühaufklärer) eine Auswahl anfertigte. |