Johann Anton Trinius: Freydencker-Lexicon, oder Einleitung in die Geschichte der neuern Freygeister, ihrer Schriften, und deren Widerlegungen. Nebst einem Bey- und Nachtrage zu des seligen Herrn Johann Albert Fabricius Syllabo Scriptorum pro veritate Religionis Christianae . - Leipzig und Bernburg: Gottfried Coerner, 1759, p. 52-59 et Erste Zugabe zu seinem Freydencker-Lexicon. – Leipzig und Bernburg: Gottfried Coerner, 1765, p. 10-11. :
Réimpression ed. Franco Venturi, Torino: Bottega d'Erasmo, 1966.
Frédéric II au Marquis d'Argens, mars 1760: « Pour le Dictionnaire des athées [= le Freydencker-Lexicon de Trinius], il est du dernier ridicule » (Œuvres de Frédéric le Grand, t. XIX, Berlin 1852, p. 151).
Marquis d'Argens
Von den persönlichen Umständen dieses Schriftstellers kann ich itzt keine besondere Nachricht ertheilen. So viel kann ich nur melden, dass er als ein Königl. Kammerherr, bey seinem Könige 52|53 in großen Gnaden steht. Folgende Schriften sind
mir von ihm bekannt geworden:
1) Memoires secretes de la République des
Lettres ou le theatre de la vérité, par l'Auteur
des Lettres Juives. Amsterd. 1737. 7 Bog. I2.
Als Herr d'Argens diese Memoires herausgab,
versprach er die Fortsetzung derselben monatlich zu
liefern: ob solches geschehen, ist mir unbewusst.
Seine Absicht in gegenwärtigem Werke ist, die
vortrefflichsten so wohl alten als neuen, auch zum
Theil noch lebende gelehrten zu critisiren, über ihre
ungereimte Meynungen, über ihre wunderliche
Aufführung, über ihren Eigensinn und Hochmuth u.s.f.
mit aller Ehrerbietung zu lachen und den Leser lustig
zu machen. S. Bibl. Franc. 1738. t. 26. art. 3. Leipz.
Gel. Zeit. 1737. S. 489. Beyträge zu denselben B. 4
S. 394. Herr Grundig will uns versichern, daß der
Verfasser dieser Memoires aus recht seichten
Gründen die Materialität der Seele behaupten
wolle[n]. S. seine Geschichte der heut. Deisten, S.
195.
2) Lettres juives, ou Correspondence philosophique,
historique & critique entre un Juif, Voyageur à Paris
& ses Correspondans, ou [!] divers endroits, depuis
1735 jusqu' à 1736. Lettres 27. à la Haye (Amsterd.)
1736. 8. A[nn]o. 1737 kam eben daselbst der fünfte
Band dieser Briefe heraus. Herr d'Argens will hier
belustigen und erbauen; aber die Verfasser der
Mémoires pour servir a l'histoire des sciences 1736.
art. I. merken an, dass er sich zu jenem nicht
schicke, dass er zehnmal aufgewärmte 53|54
Satyren auf die Religion, Litteratur, die Sitten
u.d. vorbringe, unzählige Widersprüche begehe, und
Juden, Türken, Christen, Chineser der wahrhaftigen
Religion teilhaftig mache. In den Frühaufgel.
Früchten 1736, wo der erste Tom recensiret wird,
rühmet man verschiednes darinnen, als sein
rühmliches Urtheil vor Dr. Luthern, und dessen
Vertheidigung, seine oft guten moralischen und
Staatslehren u.s.f. Wenn die Herren Sammler von
alten und neuen theolog. Sachen 1737 S. 236 von
dem 5ten Tom dieses Werks reden; so bezeugen sie
ihren Unwillen über die zunehmende schändliche
Freyheit des Verfassers, und dass er überhaupt die
Grundwahrheiten zuweilen ganz verwerfe, oder doch
ihrer spotte etc. Sonst ist von diesem Buche noch
anzumerken:
1) daß es 1739 ins Englische übersetzt,
und in 12. unter folgendem Titel heraus gegeben
worden: The Jewish Spy: being a philosophical,
historical and critical Correspondence by letters which
lately passed between certain Jews, in Turky, Italy,
France &c. Translated from the originals in to French
by the Marquis d'Argens, and now done into English.
London. S. History of the Works of the Learned. 1739.
Oct. Art. 5.
2) Daß Herr Lüderwald in seinen
Gedanken von der Reue S. 158 den Graf von
Bonneval für den Verfasser dieser Briefe halte. 3)
Daß diese Briefe in den 1754 zu Wien gedruckten
Catalogum librorum per concessum censurae
rejectorum gesetzt sind. 54|55
3) Songes philosophiques, par l'auteur des Lettres
Juives, à Berlin. Suivant la copie originale, 1746. 14
B. 8. 20 Träume machen diese Schrift aus. Man
kann davon nachsehen die Berlinische Bibl. B. I S.
111 fg. Pommer. Gel. Nachr. 1747. S. 4 fg.
4) Lettres Chinoises 1739. A[nn]o 1751 kam eine
neue und mit einem ganzen Bande vermehrte Auflage
heraus. S. Dähners kritische Nachr. B. 2, S. 241.
Frühaufgel. Früchte 1740. S. 13
5) Nouveaux mémoires pour servir à l'histoire
de l'esprit & du coeur, par Mr. le Marquis d'Argens &
par Mademois. Cochois Tom. II. Haag 1746. 8. 22 B. S.
Pommer. Gel. Nachr. 1746. S. 471 fg.
6) La Philosophie de [!] bon-sens, ou réflexions
philosophiques sur l'incertitude des connoissances
humaines, Lond. 1756. gr. 12. 1 Alph. 2 B. Nouvelle
edition, revue, corrigée & augmentée d'un Examen
critique des Remarques de Mons. l'Abbé d'Olivet, de
l'Académie Françoise, sur la Théologie des Philosophes
Grecs, A la Haye 1740. 8. S. Nouvell. Bibl. 1740. Oct.
art. 2. Beyträge zu den Leipz. Gel. Zeit. B. 7. S. 247.
Republyk der Geleerden 1737. Sept. und Oct. art. 4.
In den angeführten Beyträgen S. 80 heißt es: "Dieses
Buch dient vom Anfange bis zum Ende zu nichts
anders, als alle Wahrheit und allen Gottesdienst zu
untergraben, und den Zweiflern vorzustehen. Doch es
führet diese Absicht so schlecht und niederträchtig aus,
dass es sich selbst bey allen Ver- 55|56
ständigen zum Gespötte machen muß; und an
statt des Titels einer Philosophie der gesunden
Vernunft, hätte es den Titel einer Philosophie
der Unwissenheit, oder der Unvernunft
verdient." Aber ungeachtet der bösen
Beschaffenheit dieses Buchs hat man es in das
deutsche übersetzt, und 1756 zu Breßlau unter
dem Titel: Philosophie der gesunden
Vernunft, oder philosophische
Betrachtungen über die Ungewissheit der
menschlichen Erkenntniß, ans Licht treten
lassen.
7) Lettre de l'Auteur des lettres Juives & des
Lettres Cabalistiques, à Mr. Eberh. Weismann,
Profess. en Théol. dans l'Université de Tubinge,
Haag 1740. 2 und 1 halber Bog. 8. Hr.
Weismann hatte in seiner Dissertation, die wir
unten anführen werden, mit Bescheidenheit
erinnert, dass der Verfasser der jüdischen Briefe
die mahomedanische Religion in einer gar zu
schönen Gestalt vorstelle, und das dasjenige,
was er davon sagt, verführerisch sey. Der Herr
d'Argens, der doch in seinen jüdischen Briefen
die hitzigen und unbescheidenen Disputanten
mit einer scharfen Satyre abstraft, verfällt hier
selbst in diese von ihm gestrafte Unart, indem er
dem Herrn Weismann mit so unhöflichen
Complimenten begegnet, die man von einem
wohlgearteten und gesitteten Franzosen kaum
erwarten sollte. S. Leipz. Gel. Zeit. 1740. S.
703. Frühaufgel. Früchte 1740. S. 218.
8) Lettres morales & critiques sur les differens
Etats & les occupations des Hommes, Amsterd,
1757. 8. S. 236. Hier hat er es mit dem Frauen-
56|57 zimmer, mit den Zeitungsschreibern, mit den
Philosophen und andern zu thun, auch die
Geistlichen müssen ein Gegenstand seiner
Satyre seyn. S. Leipz. Gel. Zeit. 1738. Bibl.
Franc. 1738. t. 26. P. 2. art. 5. Beyträge zu den
Leipz. Gel. Zeit. B. 4 S. 396. Supplem. ad nova
Acta Erudit. T. 4. Sect. 8 art. 4.
9) Lettres philosophiques & critiques, Haag
1749.
10) Lettres cabbalistiques.
11) Espion Turc, hat die Ehre in dem oben
angeführten Catalogo librorum prohibitorumzu stehen.
12) Lettres de Mr. le Marquis Argens avec
les reponses servant de supplement à ses
mémoires. Ungeachtet diese Briefe unter
seinem Namen heraus gekommen sind; so ließ
er doch in die Nouvell. Bibl. 1738. Oct. Art. 6
einen Brief einrücken, darinnen er die
Journalisten ersuchet, öffentlich bekannt zu
machen, dass er dieselbe für sein Werk nicht
erkenne, sondern als eine von einem geizigen
Buchhändler ihm zugeschriebene Missgeburt
verabscheue.
13) In den Leipz. Gel. Zeit. 1739 S. 633
wurde eine Abhandlung von ihm sur
l'existence de Dieu et l'immortalité de l'Ame,
die bald ans Licht treten sollte, angekündiget:
Ob sie aber wirklich gedruckt worden, weiß
ich nicht.
Herr Grundig in der Geschichte der
heutigen Deisten S. 95 schreibt dem Herrn
d'Argens auch die bekannten Lettres sur la
religion essentielle à l'homme zu, welche
aber am wahrscheinlichsten aus der Feder
der Mad. Hubert geflossen sind. 57|58
Gegner des Herrn d'Argens.
1) M. Joh. Joach am Ende hat in seiner
epistola aditiali ad Past. et Diac. Inspect.
Portent. de quibusdam N. Test. locis, quae de
apertione portae mentionem faciunt, einige
Spöttereien aus den jüdischen Briefen, da z.
E. gesagt wird, dass die Pforte des Himmels in
allen Religionen offen stehe, beyläufig
abgewiesen. S. Leipz. Gel. Zeit. 1746. S. 472.
2) Aubert de la Chenaye, Lettres critiques
avec des Songes moraux, A Madame de ***
sur les songes philosophiques de l'Auteur des
lettres juives, à Amsterd. 1747. 18 B. 8. Der
Verfasser urtheilet z. E. von dem ersten der
geträumten Briefe des d'Argens, daß er die
guten Sitten und die Religion beleidige; von
dem dritten Traum, dass er zum Beweis der
Nothwendigkeit und des blinden Schicksals
ausgedacht sey; vom vierten, dass darinnen
ein Spott über die geistlichen Redner stecke;
vom sechsten, dass er ein abscheuliches Bild
der Gottesgelahrtheit und der Kirche sey.
Hatte sich de la Chenaye zum Richter über die
philosophischen Träume aufgeworfen; so
bekam er dafür eine Stachelschrift zum Lohne.
Sie heißt: Lettre d'un très révérend Père
Capucin du convent de Liege à Mr. Aubert de
la Chenaye, au sujet de la critique des songes
philosophiques, à Liege 1747. 1 und 1 halber
Bogen, 8. S. Berlin. Bibl. B. I. S. 654 fg.
3) D. Eberh. Weismanni Porismata sapientiae
et religionis ex laudibus Mahumedi et Mahome-
58|59 dismi in fraudem religionis Christianae
nimis liberali mensura impertitis. Tubing. 1737.
M. Johann Anton Trinius Erste Zugabe zu seinem Freydencker-Lexicon. – Leipzig und Bernburg: Gottfried Coerner, 1765, p. 10-11.
Réimpression ed. Franco Venturi, Torino: Bottega d'Erasmo, 1966.
Von seinen Lettres juives ist eine Deutsche Übersetzung zu Berlin in 3 Theilen in 8 ans Licht getreten, davon in diesem Jahr der vierte Theil folgen soll. Zu seinen Schriften kann ich jetzt noch folgende hinzusetzen:
Les Caprices de l'Amour et de la Fortune, ou les Avantures de la Signorina Rosalina . Par M. le Marquis d'Argens. A la Haye 1737. 12.
Memoires du Comte de Vaxere , ou le faux Rabbin. Par l'auteur des lettres juives. Amsterd. 1732. 12.
Memoires et Avantures du Baron de Puineuf. A la Haye. 1737. S. von diesen 3 Schriften den 19 Tom der Biblioth. raisonnée p. I n. 12.
In seiner Philosophie du Bon sens t. I p. 77 hält er die Erzählung Taciti L. 5 hist. C. 3. von dem Wasser aus dem Felsen, welches Gott den Israeliten in der Wüsten verschafte, für wahrscheinlicher, als den Bericht Mosis. Der Her D. Lilienthal aber zeigt das Ungegründete dieses Vorgebens im 9 Th. der guten Sache der göttl. Offenb. S. 198 fg. 10|11
Im vorigen Jahre gab Hr. Ge. Fr. Meiner eine Beurtheilung der Betrachtungen des Hern Marquis von Argens über den Kaiser Julian zu Halle in 8 heraus.
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