Compte-rendu des Songes philosophiques (1746), dans: Neuer Büchersaal der schönen Wissenschaften , éd. par Gottsched, t. 3 (1746), p. 397-417
Songes philosophiques. Par l'Auteur des Lettres Juives, à Berlin, suivant la Copie originale. 1746.
d.i.
Philosophische Träume, des Verfassers der jüdischen Briefe. Berlin. Nach der Originalcopie. 8. 14. Bogen.
Der Herr Verfasser dieses Werks erkläret sich in der sehr kurzen Vorrede zu demselben, daß seine Seele von denen Seelen sehr unterschieden sey, von welchen Herr Locke vorgiebt, daß sie im Schlafe gar nichts gedenken. Er sagt, die seinige liege im Wachen gleichsam in einer Art von Schlafe; sein Schlaf aber sey eine beständige reihe allezeit lebhafter, neuer und sonderbarer begrife. Er habe im Wachen keine andere Fähigkeit, als daß er sich darauf besinne, was ihm geträumet hat; da aber sein Gedächtniß sehr schwach ist, und er in zwoen Stunden, auch sogar seine Träume vergisst: so habe er die Feder ergreifen müssen, um sie aufzusetzen. Er theilet daher seine Träume der Welt mit; giebt sie aber nicht, wie viele Schriftsteller gethan haben, für Wahrheiten und sehr ernstliche Sachen aus, sondern für das was sie sind; nämlich für Träume. 397|398
Der 1. Traum handelt von einem Lande, das von lauter Affen bewohnet wird, und worinnen alles sehr gescheidt zugeht; der 2. von Ursimania , oder dem Bärenlande; der 3. von den berauschten Göttern, die sich die Zeit mit Erschaffung menschlicher Seelen vertreiben; der 4. von dem Aufenthalte des Neides und des Elendes; der 5. von Leuten, die beständig Blasen von Seifenwasser machen; und dieser ist eine Satire auf die verschiedenen Lehrgebäude der Philosophen. Der 6. beschreibt, wie zween Schutzgeister ihn zum Tempel einer rächerischen Gottheit geführet haben. Der 7. handelt von eine Streite, den die Adler , um Jupiters Thron herum, gehabt haben; der 8. von einem Lande, darinnen die Leute, ungeachtet sie reden können, sich dennoch alles durch Zeichen zu verstehen geben. Der 9. enthält eine Fabel von einer Eiche, die einige Satyren und Faunen mit Schilfrohr umhauen wollen. Der 10. handelt von den Vorzügen der Einsamkeit. Der 11 von den Mikroscopisten , oder Menschen, die mit gläsernen Augen versehen sind. Der 12. stellt das menschliche Leben, als ein Schauspiel vor. Der 13. handelt von einigen Wirkungen des Aberglaubens. Der 14. ist eine Vorstellung eines gewissen Saales, der voller vornehmen Herren gewesen, deren jeder einen Bedienten hinter sich gehabt, der dem Herrn die Zunge leihen musste, wenn er reden sollte. Der 15. handelt von einer Erscheinung des Racine , die der Verfasser im Traume gehabt; und der 16. von dem, was sich mit einem Bildnisse zugetragen. Der 17. enthält eine 398|399 Begebenheit auf dem Parnasse. Der 18. handelt vom Tempel des Ruhmes; der 19. von einer Quelle, welche die Wirkung hatte, daß ale, die von ihrem Wasser trunken, von Sachen urtheilten, die sie nicht verstunden; der 20. endlich von dem Buche des Verhängnisses.
Alle diese Träume sind in moralischer Absicht aufgesetzt. Die Schreibart ist lebhaft, und man muß dem Verfasser eine ziemlich weitläufige Kenntniß der Gelehrsamkeit und der Welt zugestehen. Die Materien sind ebenfalls so verschieden, daß es nicht leicht einem von allen Stücken an eigenen Liebhabern fehlen wird, die es den übrigen vorziehen werden. Da indessen nicht ihrer aller Inhalt mit unsern Absichten übereinstimmet; und da die Deutung von einigen uns auch etwas gefährlich vorkommt: so wollen wir uns auch dieses Mal einer freyen Wahl bedienen, und den 15. Traum insbesondere betrachten, als der sich diesesmal am besten zu unserm Zwecke schicket. ...
S'ensuit une traduction commentée du quinzième Songe philosophique…. |