Compte-rendu de la Correspondance entre Frédéric II et le Marquis d'Argens (1798), dans: Gothaische gelehrte Zeitungen N°100, tome 2 (1798), p. 902-904.
Königsberg
Correspondance entre Frédéric II Roi de Prusse & le Marquis d'Argens, avec les epitres du Roi au Marquis Tomes I & II. Chez Fred. Nicolovius. 1798. gr. 8. (1 rthl. 20 Gl.)
Briefwechsel zwischen Friedrich dem zweiten, König von Preußen, und dem Marquis d'Argens, nebst den poetischen Episteln des Königs an den Marquis. Bei Fried. Nicolovius. 1798. gr. 8. (1 rthl. 16 Gl.)
Der Marquis d'Argens*) war bekanntlich einer von den Freunden des Königs Friedrich II. die er seines Vertrauens und seines nähern Umganges würdigte, und sie an seine sokratischen Abendtafeln zog. Wenn Briefe, besonders solche, die nicht zum Drucke bestimmt, sondern, so wie diese, ohne Kunst hingeschrieben sind, den wahren Charakter ihrer Verfasser richtiger schildern, als es oft eine Jahre lange Bekanntschaft thut, so zeigt sich in denen, welche der König an den Marquis schrieb, das freundschaftliche 902|903 Herz desselben, das man auch aus andern Zügen kennt, auf das deutlichste. Die Briefe des Marquis hingegen, verrathen den feinen Hofmann, und sind mit Schmeicheleien angefüllt, worüber ihm der König in seinen Antworten öfters Vorwürfe macht. Der größte Teil dieser Korrespondenz , die von 1742 bis 1769 dauerte, befindet sich zwar bereits in den Werken des Königs, aber die mit einem Sternchen bezeichneten Briefe, 59 an der Zahl, waren noch ungedruckt, und auch diese enthalten schönen Züge von den freundschaftlichen Gesinnungen des Königs, wie zum Beispiel folgende Stelle. – "Ich denke, daß ein wahrer Freund ein Geschenk des Himmels ist. Ach, ich habe zwei verloren, die ich mein ganzes Leben über vermissen werde, und deren Andenken nur mit meinem Tode aufhören wird. Sie suchen durch viele künstliche Schlüsse zu beweisen, daß ein Karthäuser glücklich seyn könne; ich bin so dreyst zu behaupten, daß er es nicht ist. Ein Mann, der die Wissenschaften treibt, und dabei ohne Freund lebt, ist ein Währwolf. Mit einem Worte, nach meiner Denkungsart ist die Freundschaft zu unserm Glücke unentbehrlich. Man denke übereinstimend, oder verschieden, einer sey lebhaft, der andere schwermüthig, darauf kommt es in der Freundschaft nicht an. Aber ein ehrlicher Mann zu seyn, das ist die erste Eigenschaft, welche die Gemüther vereinigt, und ohne die kein vertrauter Umgang möglich ist. Meines Erachtens, muß man bei dergleichen engern Verbindungen seinen Vortheil fnden an Vergnügen, an Einsicht, an Trost, an Nutzbarkeit etc. Das ist meine Meinung." Der Marquis mußte verschiedne Reisen in sein Vaterland wegen Familienprozesse machen, wo er bisweilen Jahre lang verweilte, aber diese Abwesenheiten unterbrachen den Briefwechsel nicht, und während des österreichischen Successionskrieges und des siebenjährigen Krieges, meldete ihm der König die wichtigsten Begebenheiten derselben, bezeigte ihm sein Verlangen, ihn bei sich zu sehen, und seinen Mißmuth über die Nothwendigkeit, Krieg zu führen, und über seine äußerst gefährliche Lage. Einige Stellen scheinen die bekannte Sage zu bestätigen, daß der König Gift bei sich geführt, um im äußersten Fall nicht lebendig in die Hände seiner Feinde zu fallen. In andern Briefen zieht der König den Marquis mit seiner ängstlichen Furcht vor Krankheiten, und seinen oft nur eingebildeten Krankheiten auf, während deren er fast nie das bette verließ. Unter den poetischen Episteln des Königs an den Marquis, befinden sich ebenfalls verschiedene, welche noch nicht gedruckt gewesen. Sie sind in reimfreie Jamben übersetzt, und folgende Stelle mag daraus zur Probe dienen:
Befremdet wer ich, d'Argens, nicht, daß du
Das Leben weise liebst. Du bist ein Sohn
Uraniens und aller Künste; bist 903|904
Von Polyhymnien, den Grazien
Durch süßen Ton der Lieder eingewiegt,
Ein Sybarit, der immer ruhig bleibt,
Und mit Ambrosia genährt; stets ist
Dein Schicksal gleich, befriediget dein Wunsch.
So kann denn ohne Furcht, und ohne neid,
Von Kummer, Lasterthat und Qualen fern,
Dein weiser Geist in all dem Zeitvertreib,
Den dein Geschmack so klug zu wechseln weiß,
Mit deiner Gattin, die du liebst, und auf
Der Freude Thron, vom Flügel des Genies
Bedeckt, der Müßiggänger Himmel sehn.
*) Der Marquis d'Argens war 1704 zu Aix in der Provence gebohren, und wurde nach mancherlei Schicksalen Königl. Preuß. Kammerherr und Direktor der Klasse von den schönen Wissenschaften bei der Berliner Akademie. Im Jahr 1770 ging er in einem Anfalle von Hypochondrie, worin er seinen Abschied vom König verlangte, nachdem er 30 Jahre dessen Freundschaft genossen, in sein Vaterland zurück, woselbst er das Jahr darauf starb. In Hrn Ersch gelehrtem Frankreich, ist sein Sterbejahr 1778, folglich unrichtig angegeben. Aus dem hier angehängten Briefe seiner Gemahlin, einer gewesenen Operntänzerin, Namens Cochois, an den König, ist es klar, daß er 1771 gestorben ist. Das Verzeichnis seiner ziemlich zahlreichen Schriften, befindet sich ebendaselbst; besonders sind von demselben die Lettres Juives , Lettres Chinoises , und Lettres Cabalistiques , auch bei uns bekannt und übersetzt. Seine Philosophie du bon sens ou reflections philos. sur l'incertitude des connoissances humaines à l'usage des cavaliers et du beau sexe , zog ihm in seinem Vaterlande Verfolgung zu, und der Bischof von Aix zwang dessen Vater, der daselbst Präsident war, ihm das recht der Erstgeburt zu entziehen, und es dessen jüngerm Bruder zuzuwenden. Die erste Hälfte seiner Lebensgeschichte hat der Marquis d'Argens in seinen Memoires & Lettres selbst beschrieben, die 1785 [sic!] herausgekommen, und auch ins Deutsche übersetzt sind. [Anm. von S. 902] |