Compte rendu
de L'Esprit du Marquis d' Argens ou recueil de pensées philosophiques tirées de ses ouvrages , in: Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen, 136ième morceau du 12 novembre 1776, p. 1174-1176:
Berlin.
Bey Voß ist A. 1775. in groß Duodetz auf 484 S. abgedruckt: Esprit du Marquis d' Argens ou recueil de pensées philosophiques tirées de ses ouvrages T. I. Tiefsinnig sind des Marquis Gedanken wohl nicht, auch nicht allemal richtig, aber doch angenehm zu lesen. Es ist lächerlich zu sagen, die Engländer haben den Zepter der Philosophie von den Franzosen, von dem romanischen des Cartes und von dem zusammentragenden Gassendi. Bacon war älter als beyde, und so war es Galiliei. Wann der Fürst auch schon übel herrscht, und auch wider die Bedinge des Bundes händelt, durch welchen das Volk sich ihm unterworfen hat, so hält Hr. d' A. dennoch dafür, es sey besser, die Bestrafung seiner Fehler dem Himmel zu überlassen. Wieder die Neubekehrten; aber dass dreymal ganz Hessen seine Religion verändert habe, können wir nicht finden, wenigstens nicht unter einem Landgrafen, auch nicht in den letzten Zeiten. Des Herzog Regenten Buhlschaft Desmar habe seinen Geschenken die Fußstösse vorgezogen, die ihr der junge Baron (des Comödianten Sohn) gegeben habe. Man habe in Frankreich bey allen Aufruhren der Person der Fürsten geschont (das hat Heinrich III. und IV. erfahren). Der Sultan lege Auflagen auf, ohne den Divan Rath zu fragen, auch werfe das Volk seinen Haß auf seine Person selber. Alles unrichtig. Der Sultan kann keine Auflage auf die Mahometaner auflegen, und wunderselten kömmt ein Entschluß von ihm selber her, der Vezier herrscht unter seinem Namen. Die Großmuth eines deutschen Cardinals, der eine junge Schöne von der Schande errettet, deren Ehre ihre dürftige Mutter sich hatte gezwungen gesehen zu verkaufen. Heissen die Spanischen Bauern einander im Ernst Sennor Cavallero? Eine grosse Lobrede der Franzosen, als einer Nation: sie vereinigen die guten Eigenschaften der Griechen und der Römer. Und dann wider die rusticité und ferocité des Anglois. Wer beyde Länder bereiset hat, weiß, wie viel mehrere würkliche Höflichkeit er in England von Leuten von allen Ordnungen empfangen hat, als in Frankreich, wo der gemeinste Bürger von Paris einen Fremden weit unter sich setzt. Genf, dieses Gemählde, wenn es jemals geglichen hat, ist nicht mehr ähnlich: zumal der Haß nicht gegen die Katholiken. Der Marquis drohet sonst dieser Stadt mit den französischen Waffen. An einer Stelle klagt er doch über die wenige Aufmunterung vermöge das Geringste, die Natur thue alles. Die Engländer, nach den alten Begriffen geschildert, und im Guten und Bösen unähnlich. Wider die Jesuiten: ihre Geschichtbücher seyen betrügerische Deductionen: aber die protestantischen Schriftsteller seyen auch allemal bereit, die Katholischen zu verfällen. Holland. Wiederum allgemeine und nicht mehr wahre Begriffe. Dieses Volk soll in Indien sich bloß durch seine Gelindigkeit gehoben haben! Was war denn das Blutbad, das A. 1740. über die Chinesen und dasjenige, das auf Amboina wider die Engländer ergangen ist, und wie viele morgenländische Fürsten sind nicht auf der Robbeninsel verschmachtet. Eine widersinnige Vergrösserung ist es, Amsterdam habe allein mehr Schiffe, als das übrige Europa.
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