Compte rendu
du huitième et du neuvième volume de
l'Histoire de l' Esprit humain, in: Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen, 29ième morceau du 7 mars 1768, p. 228-231:
Berlin.
Von der Histoire de l' Esprit humain, (s. S. 159.) haben wir den achten und neunten Theil noch anzuzeigen (*). Im achten Bande folget die griechische Poesie, 228|229 und die Philosophen und Sophisten. Dieser letzte Theil ist weit anstößiger als der vorhin angezeigte. Wir übergehen die vielleicht alzusehr aufgemutzten irrigen Begriffe der ersten Christen über die geistliche Natur der Seele; und wider die Ewigkeit der Höllenstrafen; die lange Rede für die Seelenwanderung; die eben so lange Abhandlung vom Ocellus, der deswegen gefällt, weil er eine ewige Welt lehrt; den Ausfall wider den Abraham; die dem Julian nachgesagte Verläumdung wegen der niedrigen Glücksumstände der ersten Christen, die theils nichts beweisen, und theils unwahr sind. Ueber die Bedeutung frater streitet Herr d' A. als wann das Lateinische die Urkunde des neuen Testaments wäre, da es um das hebräische Wort zu thun ist, in welcher Sprache augenscheinlich, Bruder, einen weitläuftigern Verstand hatte. 229|230 Noch unangenehmer ist uns, ob es wohl hundert mahl beantwortet ist, was Hr. d' A. wider die Echtigkeit, und für die Verfälschung der Bücher des neuen Testaments sagt. Ganze Gespräche, überaus entbehrliche Gespräche des Lucians sind hier eingerückt. Mit einem Worte, Herr d' A. schüttet hier alles aus, was ihm bekannt seyn mag: und wie könnte sonst Maubert's kleine Geschichte, und der zum Unglücke geadelte Perord einen Raum mitten zwischen den griechischen Sophisten gefunden haben. Ist von 659. S.
Der neunte Band begreift die lateinischen Dichter, die lateinischen Sophisten und einige Betrüger, die falsche Bücher für eine Arbeit der Alten untergeschoben haben. Ueberall giebt Hr. d' A. grosse Auszüge, und wie Bayle, in dessen Manier er schreibt, öfters solche, bey denen die Schamhaftigkeit leidet. Alles ist aber mit Anmerkungen aus der dem Herrn Verfasser eigenen Sittenlehre, und mit ganz fremden Abhandlungen durchspickt. Im Artikel Virgile beschuldigt er den C. Paßionei, seine unordentlichen Lüste seyn die Ursache an den epidemischen Begierden, die man in Holland mit einer Strengigkeit unterdrückt hat, welche Herr d' A. sehr missbilligt. Er vertheidigt den Lucan, dessen Fehler uns nicht in der Entbehrung der Götter, sondern in der alzugenauen Mahlerey zu seyn dünkt, die L. theils bey gleichgültigen Dingen, wie bey den Schlangen in der africanischen Wüste, theils bey ganz widerlichen ins Unendliche fortsetzt, wie bey den Zaubereyen und bey einer Viehseuche. Alle diese Ausschweifungen halten den Fortgang der Geschichte auf, und machen allemahl dem Leser lange Weile, wenn sie nicht sehr kurz sind. Eine Kritik des Tasso, und eine andre, noch dazu aus dem V[oltaire] geborgte vom Milton, kommen mitten unter den römischen Dichtern vor. Die letztere ist höchst ungerecht, und wir glauben, das Herz, das 230|231 gegen die Religion feindselige Herz, des Verfassers habe mehr Antheil daran, als der Verstand. Beym Lucretius ist der Herr d' A. sehr lang, einem Dichter, dessen Poesie uns rauh und ungelenk dünken muß, wenn wir die virgilische Dichtkunst dagegen halten. Hier kömmt auch la Metrie vor, dessen Thorheiten zum Theil, und auch sein Tod hier erzählt werden. Hr. d' A. glaubte wider die gemeinere Meynung. Mäcen habe den Horaz überlebt. Eine weitläuftige Untersuchung, ob Dacier seine Frau würklich geheyrahtet habe, unterbricht den Artikel vom Terenz. Bey den Fabeldichtern kömmt Herr Gellert vor, dem das verdiente Lob gegeben wird. Herr d' A. hält den Trinalchio für den Nero, aber das Gemählde des Petrons gleicht der Wu?t des letztern so wenig als seinem Alter. Aber wie kommen die Verschwerungen wider Henrich IV. zum Petronius. Herr d' A. bemüht sich durchgehends der Jesuiten Uebelthaten durch ähnliche Missethaten der Dominicaner zu verkleinern: er verweißt so gar den Parlementen ihre Feindseligkeit gegen die erstern, und endlich, auf eine sehr unphilosophische Weise den Widerstand, den sie (mehrentheils wegen der unerschwinglichen Auflagen) wider den Hof gewagt haben. Dem Arnauld wird insbesondere vorgerückt, er habe das Mordschwerdt wider den K. Wilhelm aufgefordert. Zuweilen fällt Herr d' A., der niemahls sehr erhaben schreibt, ins tiefste Platte. Wer wird dabey lachen können, wenn er den Adel und den Bürgerstand durch Monsieur de Nobilis und Sieur Roturier ausdrückt? Des Nardi Buch heißt, Noctes Geniales. Ist 550. S. stark.
Anm. S. 228-229:
*Aus einem Versehen ist von der Recension des siebenten Theils noch folgendes unabgedruckt geblieben, so man, um sie nicht mangelhaft zu lassen, hier in der Note nachholt.
Eine gewisse Unpartheylichkeit zeigt Hr. d' A. freylich, indem er hin und wieder den Protestanten das Wort redet, des Jacob II. Grausamkeit berührt; Ludwigs XIV. Aufbrennung der Pfalz missbilligt; des P. d' Orleans, Maimbourg und Grammonts Unzuverläßigkeit bemerkt; der Franzosen häßlichen Uebermuth vor der Schlacht von Rosbach ahndet; Alexanders VI. Unthaten wider den künstelnden Voltaire behauptet, und eben auch dieses letztern schmeichelnde Geschichte Peters I. tadelt. Aber oft, und allzu oft, bricht der Haß gegen die Religion hervor. Justins offenbar unrichtige Geschichte der Juden, wo der Hohepriester mit dem Könige vermengt wird, wird hier der Geschichte der heiligen Schrift vorgezogen. Julian, der Quaelende, mit Huren den Göttern zu ehren in Proceßion gehende, giftige, zaubernde, halb einfältige und halb sophistische Julian wird ohne Ausnahme gerühmt; über den frühzeitigen Tod des Titus eine sehr weit aussehende Anmerkung gemacht u. s. f. Wie kan doch dem Hrn. d' A. der Heloisa schulfüchsisches Domino suo, imo patri u. s. f. gefallen haben? und warum missbilligt er die Unterdrückung der unnatürlichen Lüste, die in Holland mit der nöhtigen Strenge vorgenommen worden ist. Die Klatscherey zwischen Rousseau, Hume, und in folgenden Theile zwischen Freron und V[oltaire]. Und endlich zwischen Premontval und Formey sind für eine allgemeine Geschichte zu gering. Ist 315 S. stark.
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