Compte rendu d'une traduction allemande des
Mémoires pour servir à l'histoire de l' esprit et du coeur, in: Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen, 2ième morceau du 5 janvier 1764, p. 36 et 56ième morceau du 10 mai 1766, p. 443-445:
Berlin.
In August Mylius Verlage sind erschienen: Des Herrn Marquis d' Argens und der Demoiselle Cechois gemeinschaftliche Beyträge zum Vergnügen für den Geist und das Herz, aus dem Französischen übersetzt. Erster Theil 424 Octavseiten. Es ist nur ein Auszug aus des Herrn d' A. Memoires pour servir à l' histoire de l' esprit & du coeur, mit Weglassung der abstracten philosophischen Aufsätze, die nur für wenig deutsche Leser seyn dürften. (Wer des Hrn. d' A. Schriften kennt, wird, ohne ihm seine Verdienste sonst abzusprechen, doch glauben, daß er für deutsche Leser von Einsicht nicht genug abstract und philosophisch schreiben könne.) Der Uebersetzer hat nur solche wählen wollen, die eigentlich dem Verstande und Herzen jedes Lesers zum wahren Nutzen gereichen können.
Berlin.
August Mylius verlegt: des Hrn. Marquis d' Argens und der Demoiselle Cochois gemeinschaftliche Beyträge zum Vergnügen für den Geist und das Herz: aus dem Französischen übersetzt. Zweyter Theil 459. Octavseiten. Man liest hier zuerst, den Grafen v. Ronancourt; eine französische Geschichte; verschiedene Gedanken über das Unglück der Menschen, über den Ursprung des Bösen, das Daseyn Gottes, die Schöpfung der Materie, und die Art wie der Körper auf die Seele und sie auf ihn würkt. Diese beyde Stücke sind von der jetzigen Gemahlinn des Hrn. Marquis. In den Gedanken, hat sie sehr viel mit Leibnitzen zu thun; ein deutscher Leser, der sich hier unterrichten will, muß sich in der philosophischen Geschichte um etliche 30 oder 40 Jahr zurück setzen, als solche Streitigkeiten noch neu waren, und tiefer in solche Untersuchungen zu dringen als andere, wird 443|444 man so der Dlle. Cochois nicht zumuthen. Sie kennt nicht einmahl die Lehren zulänglich, die sie bestreitet. Weil Leibniz sagt: Gott habe durch kein auserordentliches Wirken das Verderben im Menschen veranlaßt, sondern es sey natürlicher Weise von sich selbst erfolgt 130 S. sagt sie nun: Gott sey doch in L. Lehrgebäude dergestalt Urheber von allem dem was in der Natur ist, daß alles was in derselben vorfällt ihm nicht weniger zugeschrieben werden müsse, als ob er es durch ein ungewöhnliches Wirken hervorbrächte. Sie weiß also nicht, daß Gott nach L. nicht der Urheber des Wesens der Dinge ist, sondern nur dem Wesen die Wirklichkeit giebt, daß L. das Böse als eine Folge eines endlichen Dinges ansieht, und die Frage also nur darauf ankömmt, warum Gott solche Dinge erschaffen hat, in deren Wesen böses enthalten war, nicht warum ihr Wesen böse ist. Der Urheber der Natur hat nicht die Dinge böse gemacht, sondern Dinge in deren Wesen böses war gemacht. Alle übrige Einwendungen der Dlle. C. gegen L. sind gleichfalls längst da gewesen und beantwortet worden. Nun folgen zween kleine Romane des Hrn. Marquis d' A. die Geschichte des Marquis v. Vaudreville, und Leben und Reisen des Ritters von Meilcourt. Daß der Hr. V. sich viel Mühe gegeben neu, wunderbar und dabey wahrscheinlich zu dichten, kan man eben nicht sagen; der Ritter v. Vaudreville liebt fünf Frauenzimmer, drey davon eine nach der andern, die letzten beyden zugleich; das ist nun für einen Franzosen mehr als wahrscheinlich; Aber er trift die letzten beyden, vornehme Spanierinnen, auser ihrem Vaterlande, wieder an, eine davon war als sie Wittwe geworden, ihm nachgereiset, zuvor hatte sie ihn aus Todesgefahr befreyt, in die er wegen seiner Liebeshändel mit der andern gerathen war. Nach den sonst bekannten Abschilderungen der Spanierinnen ist dieses nicht wahrscheinlich, der Hr. M. rechnete 444|445 aber ohne Zweifel unendlich viel auf die Reizungen eines französischen Officiers. Des Ritters Meilcourt Vater ist ein Spinosist, glaubt der Begriff eines zukünftigen Lebens diene zu nichts als die Vergnügungen des gegenwärtigen zu versalzen – und überläßt sich also allen Ausschweifungen dieser Vergnügungen? Nein; er tritt seinem Sohne sein grosses Vermögen ab, behält sich nur einen mäßigen Gehalt, und geht damit nach Holland zum Spinoza; (Ludwig der Fromme machte es ohngefähr so, aber niemand wird es so machen, der ein zukünftiges Leben läugnet, um sich durch den Glauben daran nicht das gegenwärtige zu versalzen). Der R. M. kömmt durch Betrachtung der Welt auf eine natürliche Erkänntniß Gottes, geht mit einem Schiffe aus neue Länder zu entdecken kömmt zu einem unbekannten Volke, wird dessen Beschützer und Oberhaupt, und sieht nun die Nothwendigkeit einer Religion im Staate ein, (so viel sieht mancher nicht ein, den kein Spinosist erzogen hatte) und entschließt sich dazu das Christenthum zu wählen, bey dem sich die Erfüllung so vieler Prophezeyungen zeigt, das zwölf arme Fischer ausgebreitet haben ohne äuserliche Vortheile zu versprechen, sondern nur indem sie eine strenge Sittenlehre predigten, das Verfolgungen selbst verstärkten. Wegen der Secten entschließt er sich die Meynungen der alten Kirchenväter anzunehmen, von denen die meisten die Jünger des Sohns Gottes fast mit Augen gesehen, andere die Religion wieder von diesen erlernt haben.
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