Rezension der Chinesischen Briefe in Allgemeine deutsche Bibliothek , Anh. 1-12. Bd., 2.Abt., S. 901 – 902:
Des Herrn Marquis d'Argens chinesische Briefe, oder philosophischer, historischer und kritischer Briefwechsel, zwischen einem reisenden Chineser in Paris und seinen guten Freunden in China, Moskau, Persien und Japan. - Aus dem Französischen übersetzt, und mit etlichen Briefen sowol, als auch vielen nützlichen Zusätzen und Anmerkungen, aus der Handschrift des Verf. Vermehrt. Erster Theil, unter dem Titel: Berlin, bey Friedrich Nicolai, (aber nicht in seinem Verlage gedruckt,) 1768. 19 B. 8. Zweyter Theil, 19 B. in 8. 1769. Dritter Theil, 19 B. 1769. 8. Vierter Theil, 20 B. 1770. 8.
Das Original ist bekannt genug, und, wie der Verf. selbst sagt, gewissermassen eine Fortsetzung der jüdischen Briefe. Beyde sind unterhaltend, lehrreich, nicht ganz frey von Wiederholungen. An der Uebersetzung haben wir eben nichts bemerkt, was anstößig seyn könnte.
Die Erfurter gelehrte Zeitung hat vermuthlich geglaubt, dem Hrn. Friedrich Nicolai eine sehr unangenehme Stunde zu machen, wenn sie das Buch selbst verachtete, die Uebersetzung als ziemlich mittelmäßig andeutete, und sogar mit recht weiser Miene, die wichtige Bemerkung machte, daß Friedrich Nicolai dieses Buch mit schlechten Lettern, und auf schwarz Papier habe drucken lassen. Unglücklicherweise ist auch dieser kleine Versuch sein Müthgen zu kühlen, dem streitbaren Hrn. Erfurter, der so gern unpartheyisch, kalt, gleichmüthig thun wollte, und der doch so ungern den kleinesten Tadel verzeihet, abermals mißlungen. Denn Friedrich Nicolai hat an | dem Verlage der chinesischen Briefe so wenig Antheil, als an dem Verlage der Erfurtischen Zeitungen. Ein auswärtiger Buchhändler hat, aus Ursachen, die nicht hieher gehören, sich eines fremden Namens zu bedienen für gut befunden. Man muß in der That über die Herren Murr, Klotz, Schmid, Riedel u. d. gl. zuweilen ein wenig lächeln, die soviel Briefporto verschwenden, um geheime Anekdoten zu erfahren, um ihren Lob und Tadel darnach einzurichten, und dem ohnerachtet in sehr bekannten Dingen unwissend bleiben, wodurch sie bisweilen verführet werden, ganz am unrechten Ort zu loben und zu tadeln, ja oft ihren eignen guten Freunden Ohrfeigen auszutheilen.
D.H. [E. E. Buschmann oder J. K. A. Musäus]
Eine Faksimileausgabe dieser Rezension aus der Allgemeinen Deutschen Bibliothek steht im Rahmen des Projekts
"Retrospektive Digitalisierung wissenschaftlicher Rezensionsorgane und Literaturzeitschriften des 18. und 19. Jahrhundertsaus dem deutschen Sprachraum" auf dem Server der Universitätsbibliothek Bielfeld zur Verfügung.
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